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Geschichte

Der Slawenfürst Niklot herrschte im 12. Jahrhundert über die wendischen Stämme der Abotriten, Kessiner und Zirzipanen, welche das Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns bevölkerten. Unter Druck geriet Niklot, als die deutschen Fürsten und die christliche Kirche 1147 zu einem Wendenkreuzzug aufriefen. Während die christliche Seite das heidnische Land missionieren wollte, ging es den weltlichen Herrschern, um eine Sicherung der Grenzen und dem Einsetzen eines loyalen Vasallen. Dem Heer der Sachsen unter der Führung von Heinrich dem Löwen konnten Niklot und seine Mannen nicht standhalten, weshalb der Slawenfürst die Seiten wechselte. Zwar schmerzten die Tribute, doch blieb die heidnische Religion und die maritime Vorherrschaft auf der Ostsee unberührt bestehen.

Nur wenige Jahre nach dem Wendenkreuzzug wurde in Dänemark Waldemar I. zum neuen König gekrönt. Aufgrund seiner Verbindung zum Kaiser Friedrich Barbarossa forderte Waldemar I. die Beendigung der wendischen Überfälle auf die dänische Küste. Doch Niklot wollte sich dieser Forderung nicht beugen. Eine Strafexpedition unter der Führung von Waldemar I. und Heinrich dem Löwen machte sich 1160 auf, um die Ordnung wiederherzustellen. Mit Feuer und Schwert rückten die Truppen vor und zeigten keine Gnade gegenüber den Slawen. Die Verteidigungslinie, die sich vom Ostufer der Wismarer Bucht über die Festungen Ilow, Mecklenburg und Dobin zum Schweriner See zog, musste zur Vermeidung einer Einkesselung aufgegeben werden. Von eigener Hand angezündet, verwüstete das Feuer die slawischen Burgen. Niklot zog sich mit seinen restlichen Truppen ins Land Kessin zurück. Von der Burg Werle aus versuchten seine Söhne durch kleine Überraschungsangriffe die Moral und Truppenstärke der Sachsen zu senken. Der Erfolg dieser Unternehmungen blieb aus, während slawische Männer und Pferde auf dem Feld starben. Von der Wut auf die eigenen Söhne angestachelt, sammelte Niklot seine besten Krieger und ritt selbst hinaus. Nahe der Burg Werle erspähten er und seine Mannen eine Gruppe sächsischer Knechte. Mit gezückter Lanze galoppierte der Slawenfürst voraus, ohne zu bemerken, dass er in einen Hinterhalt geraten war. Die Falle schnappte zu und Niklot fiel, von einem Schwertstreich getroffen, zu Boden. Noch auf dem Feld wurde die zeitgemäße sächsische Strafe für Eidbruch vollzogen: Niklots Kopf wurde abgetrennt und auf einer Lanze aufgespießt durch das Lager der Sachsen und Dänen getragen.

Niklots Söhne traten das Erbe ihres Vaters an und versuchten in den darauffolgenden Jahren das Land zurück zu erobern. 1164 wurden die Slawen ein weiteres Mal vernichtend geschlagen, worauf sich Niklots Sohn Pribislaw endgültig den Invasoren unterwarf und von da an Heinrich dem Löwen als treuer Begleiter diente. Die Burg Werle verlor über die Jahre immer mehr an Bedeutung, sodass von ihren Bauten heute keine Spuren mehr erhalten sind. Bei Ausgrabungen im 19. Jahrhundert fanden Forscher Tonscherben, Lehmreste und Knochen, die auf das Leben der Slawen Rückschlüsse ermöglichten. 1856 wurde auf der künstlich angelegten Wallanlage nahe der Warnow ein etwa 6 Tonnen schwerer Granitfindling aufgestellt, der bis heute an die Burg Werle und ihre slawischen Erbauer erinnert.